Kann man seinen Notgroschen in Aktien anlegen?

Wie hoch sollte der Notgroschen zur Vorsorge für Unerwartetes sein? Seitdem ich mit dem Bloggen angefangen habe, führt die Frage nach der höhe der Rücklage zu kontroversen Diskussionen auf verschiedenen Finanzblogs. Mit diesem Artikel möchte ich mit der Macht der Zahlen für ein wenig mehr Klarheit sorgen! Eins vorweg - ich bin ein Verfechter von einem geringen Notgroschen, aber mal schauen, ob das für alle passend ist und wie hoch der Notgroschen tatsächlich sein soll!

Die Lehrmeinung, wie hoch der Notgroschen sein soll

Die gängige Faustformel lautet, dass man "drei Nettogehälter" als Rücklage sparen soll. Mancher "Finanzexperte" sagt sogar bis zu fünf. Wenn ich so eine groben und ungenauen Richtwert höre, dann spüre ich gleich einen inneren Wiederstand in mir aufbrodeln. Was ist denn das für eine sinnlose Angabe!

 

Bevor ich dir die Gründe meiner Meinung darlegen werde, müssen wir erst einmal klären, wofür ein Notgroschen denn überhaupt gedacht ist. Er soll nämlich für unerwartete größere Kosten vorsorgen. Gängige Beispiele die immer wieder genannt werden, ist eine größere Autoreparatur oder die beliebte kaputte Waschmaschine.

 

Nun aber zurück zu unserem Richtwert von drei Nettogehältern. Was mich daran als erstens stört, ist die ungenaue Summe. Drei Nettogehälter können für den einen 3.600€ (1.200€ Nettogehalt) für einen anderen aber auch 7.500€ (2.500€ Nettogehalt) darstellen. Und bei diesen Nettoangaben beziehe ich mich nur auf die grobe Spanne von verschiedenen Einstiegsgehältern! Aber lass mich dir hierzu zunächst nur zwei Fragen stellen:

  • Kostet eine Waschmaschine für einen Besserverdiener mehr als doppelt so viel?
  • Fährt ein Besserverdiener automatisch auch ein Auto, dessen Reparatur doppelt so teuer wird, wie bei einem, der nur 1.200€ bekommt?

Wie viel Notgroschen muss es denn sein?

Selbst der errechnete Wert bei der niedrigen Annahme, scheint für mich relativ hoch gegriffen - aber das ist meine persönliche Ansicht. Wichtiger ist, was du denkst, wie viel du für deinen "Worst Case-Fall" sparen sollst. Für junge Leute ist die Rechnung relativ einfach. Für mich beispielsweise - ich besitze kein Auto, für das ich finanziell verantwortlich bin - fällt mir kein ernsthaft größerer Zwischenfall ein, der eintreten könnte und den ich nicht durch meine monatliche Sparrate einfach decken kann.

  • Wie ist es bei dir so? Welche finanziell unerwartete Belastung kann auf dich zukommt?

Wichtig ist hierbei nicht jede Kleinigkeit bei deinen Überlegungen zu berücksichtigen. Denke wirklich darüber nach, was im Fall der Fälle sofort wieder ersetzt werden muss. Ein Fernseher? Ein Drucker?

Ich würde sagen nein! Ein PC? Bei mir schon, da ich ihn jeden Tag benutzen muss. Das muss aber nicht auch für dich gelten!

 

Am Ende solltest du für dich eine grobe Summe für deinen persönlichen Notgroschen überlegt haben. Das Ergebnis kann extrem abweichen. Bei mir beträgt es quasi null Euro; bei einem Kommentar auf einem anderen Blog von "Fräulein Zaster" hat der Leser 70.000€ als Notgroschen genannt, da er ein oder zwei Immobilien unterhalten muss.

Neige nicht zu übertriebener Risikoscheu

Nun stellt sich vielleicht der ein oder andere gerade vor, dass erst das Auto (3.000€), dann der Kühlschrank (250€) und einen Tag später auch noch der PC (1.000€) seinen Geist aufgibt. Somit kommt er auf einen Notgroschen von 4.250€.

 

Klar hat er so seinen absoluten "Worst Case" errechnet, aber wenn man dieses Ereignis etwas nüchterner betrachtet, wird man merken, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Konstellation sehr gering ist.

 

Was ich dir mit diesem Beispiel vielleicht etwas zu deutlich gezeigt habe, trifft aber auch häufig bei einfacheren Notgroschen-Szenarien zu, wie nur das kaputte Auto. Der Mensch ist nämlich von Natur aus eher risikoscheu und neigt dazu, das Risiko für manche Ereignisse subjektiv falsch zu hoch oder zu niedrig einzustufen. Als gängiges Beispiel lässt sich dabei die aktuelle Terrorgefahr nennen. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen, ist nämlich um ein vielfaches höher als die bei einem Terroranschlag. Dennoch haben viele Menschen vor einem Autounfall deutlich weniger Angst!

 

Doch wozu meine ganzen Beispiele eigentlich? Sie sollen auf die zentrale Frage für mich beim Thema Notgroschen hinführen:

 

Rechtfertigt ein unerwartetes Ereignis, dass man dauerhaft auf eine bessere Anlage verzichtet?

Der Notgroschen muss sich nicht auf dem Tagesgeldkonto befinden!

Nun stellt sich die Frage, welche besseren Anlagen als das gut bekannte Tagesgeld in Frage kommen? Die Antwort ist einfach: alle, die sehr liquide sind. Liquide bedeutet, dass du jederzeit ohne Probleme an das Geld herankommen kannst. Dazu zählen nahezu alle Produkte, wie Aktien, Anleiten und ETFs, die du bei einem Onlinebroker erwerben kannst. Diese Anlageformen kannst du alle wochentags täglich verkaufen und das Geld befindet sich in der Regel am nächsten Tag auf dem Tagesgeldkonto des Brokers. Somit diese Produkte nahezu genau so liquide, wie wenn du es immer auf ein Tagesgeldkonto halten würdest.

Ist die sichere Anlage des Notgroschen die entgangene Rendite wert?

Eins vorweg - es wird nach diesem Rechenbeispiel kein klares "Für" oder "Gegen" für eine Sache geben. Jeder muss sich danach selbst für sich entscheiden, ob ihm der Preis der versäumten Zinseinnahmen der sichereren Reserve auf dem Tagesgeldkonto wert ist.

 

Also fangen wir einmal mit der Rechnung an: Als Notgroschen nehme ich nach der Faustformel einen Betrag von 4.000€ an (1.333€ Nettogehalt). Anstatt diesen Betrag nur auf ein Tagesgeldkonto zu legen, wird er einfach in einen breiten Aktien-ETF investiert, der sich langfristig mit 5% p.a. besser entwickelt als die Tagesgeldrendite, wo sonst üblicherweise die eiserne Reserve liegt. 5% von 4.000€ sind 200€ jährlich! Ich finde das schon einen relativ hohen Betrag!

 

Wenn man den Zinseszins betrachtet, fällt die Sache noch größer ins Gewicht. Schließlich hat man die finanzielle Rücklage ein Leben lang. In diesem Beispiel rechne ich aber bewusst mit nur 7 Jahren - wieso verrate ich dir gleich. Aus 4.000€ werden nach diesem Zeitraum 1.628,40€ mehr, wie du hier sehen kannst. Ich würde sagen davon kann man ja fast schon eine Autoreparatur bezahlen, wenn sie anfallen sollte ;)

 

Was ist aber, wenn ich das Geld während eines Crashs brauche?

Das ist das gängige Argument, das mir immer entgegnet wird! Aber wie viele größere Kursrückgänge gab es in der Vergangenheit überhaupt? Wie du sehen kannst, gab es seit Anfang 2000 ungefähr alle 7 Jahre (daher auch diese Zahl oben bei der Berechnung) einen richtig großen Kurseinbruch (2002 & 2008). Alle anderen Kursrückgänge wurde innerhalb weniger Monate oder nur Wochen direkt wieder aufgeholt.

 

Nun ist es wieder mal eine Frage der Wahrscheinlichkeit: Wie groß ist das Risiko, dass ich genau dann den Notgroschen benötige, wenn die Märkte absolut am tiefsten stehen? Eine entsprechende Antwort kann ich dir nicht geben - Es ist nämlich wieder eine Ermessensache.

 

Natürlich kann man jetzt für das ein oder andere Szenario Rechnungen anstellen, die für oder gegen die Anlage des Notgroschens in Aktien sprechen, daher möchte ich hier keine näheren aufstellen. Schließlich kann man ja nicht alle Eventualitäten voraussehen!

 

Notgroschen

Größte Kursrückgänge im DAX in den letzten Jahren        Quelle: Guidants

Wie soll man abschließend mit dem Notgroschen verfahren?

Als Fazit möchte ich hier keine klare Aussage treffen: Es ist und bleibt ein kontroverses Thema. Für viele kommt eine risikoreichere Anlage in Verbindung mit einem Notgroschen überhaupt nicht in Frage, da sie strikt zwischen Geld für den Notfall und Geld zum Investieren trennen. Man kann so verfahren und auf Nummer sicher gehen, dass dann das Geld auf alle Fälle in der Höhe des geplanten Notgroschen für den "Worst Case" vorhanden ist. Wer dies tut, soll sich aber auch über die möglichen entgangenen Zinsgewinne im Klaren sein.

 

Wie ich oben beschrieben habe, habe ich für mich keine separate eiserne Reserve angelegt. Wenn ich dringend Geld benötigen sollte und all mein Kapital zu diesem Zeitpunkt in den Märkten investiert sein sollte, dann werde ich einfach entsprechende Aktien verkaufen.

 

Was ist deine Meinung zum Thema "Notgroschen"? Hinterlass mir einen Kommentar!

Hallo, ich bin Kilian! :-) Herzlich Willkommen hier auf meiner Seite "Finanzdurchblick - Finanzcoaching für junge Leute."

Notgroschen wie hoch

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Kommentare: 20
  • #1

    Philipp von Investment Amad€ (Donnerstag, 07 Januar 2016 15:12)

    Hallo Kilian!

    Ich bin wie du ein Fan eines sehr kleinen Notgroschens. Momentan liegen ca. 1.000€ auf meinem Tagesgeldkonto. Dieses Geld lass ich aber auch auf dem Konto. Immerhin muss ich auch von etwas leben.

    MFG Philipp

  • #2

    Mein Geldanlage Vergleich (Donnerstag, 07 Januar 2016 22:28)

    Hallo Killian,

    du hast völlig recht mit deiner Behauptung das es keinen genauen Wert für den Notgroschen gibt. Ich denke auch das der Familienvater ein etwas höheren Notgroschen benötigt als der Student. Aber als groben Richtwert finde ich die drei Monatsgehälter gar nicht so schlecht. Vor allem für Menschen die sich nicht so intensiv mit dem Thema der Finanzen auseinander setzen ist der Richtwert nicht schlecht. Es ist einfach zu merken und man ist damit meistens auf der sicheren Seite.

    Viele Grüße Klaus-Dieter

  • #3

    Kilian von Finanzdurchblick (Freitag, 08 Januar 2016 08:54)

    Morgen Klaus-Dieter,

    auf jeden Fall ist man mit den drei Monatsgehältern auf der sicheren Seite!
    Ich glaube aber, dass damit viele zu sicher sind!
    Daher auch mein Appell, dass sich jeder selbst einmal Gedanken über seinen Notgroschen machen sollte!

  • #4

    Ex-Studentin (Freitag, 08 Januar 2016 18:50)

    Für mich kommt es eher auf Monatsausgaben und nicht auf Netto-Gehälter an. Ich persönlich bin eine Verfechterin des hohen Notgroschens. Es kommt nicht nur auf das finanzielle Polster, sondern auch das private Polster an: Habe ich Eltern, Großeltern oder einen Partner, die mir aushelfen könnten? Ich lebe 250km weit weg von Heimat. Meine Eltern haben nur Schulden, mein Freund und meine Brüder sind noch in der Ausbildung. Das heißt: Egal, was passiert, ich bin finanziell ziemlich auf mich alleine gestellt. Ein Wort-Case ist unwahrscheinlich, aber auch ziemlich Existenz-zerstörend. Würden meine Brüder auf die Idee kommen, ihr ganzes Geld in die Börse zu investieren, gäb es von mir eine Standpauke. Wer das erste Jahr nach seinem Abschluss nutzt, um seinen Notgroschen anzusparen und dann erst investiert, bekommt das eine Jahr "nur" Zinsen. Vielleicht erreicht man dadurch seine finanzielle Freiheit 1 Jahr später. Aber muss nicht. Vielleicht hat man die tollen 25% Rendite in dem Jahr verpasst (Bei 4000€ sind das auch immerhin 1000€) oder man hat mit Glück 25% Kursrückgang verpasst (da hätte das Tagesgeld im Vergleich 1000€ mehr...). Welche Risikien man auch gerne vergisst: Zahnarzt- und Rechtsstreitkosten. Klar, kann man ein paar Positionen aus dem Depot wieder liquidieren. Trotzdem wirft es einen zurück, wenn man die so vielleicht 50%-Verlust erst mal wieder reinholen muss (Bedeutet: Das Übriggebliebene muss 100% Rendite bringen, um wieder den Ausgangswert zu erreichen).

  • #5

    Kilian von Finanzdurchblick (Freitag, 08 Januar 2016 19:18)

    Hallo Ex-Studentin,

    Die Idee den Notgroschen an den Ausgaben festzumachen, ist auch eine prima Idee! Hast du dabei eine feste Faustregel?
    Zahnarzt- und Rechtskosten können wirklich sehr groß werden! Wer denkt, dass er dafür abgesichert sein soll, dann kann man sich auch dafür extra versichern!

    Im Text hab ich es auch schon gesagt: Natürlich kann man Pech haben und zum falschen Zeitpunkt in Aktien einsteigen, aber langfristig sind bisher immer die Börsen gestiegen.

  • #6

    Ex-Studentin (Freitag, 08 Januar 2016 19:56)

    Eine richtige Faustregel wäre übertrieben. Ich bin gerne auf Worst Case-Szenarien vorbereitet, weswegen mein Wohlfühl-Notgroschen für 2 Jahre bei gleichbleibendem Lebensstandard reicht. Oder auch für so ziemlich alles andere. Eine kaputte Waschmaschine ist ärgerlich, aber sollte kein Grund zur Panik sein.

  • #7

    PIBE350 (Freitag, 08 Januar 2016 21:15)

    Da ich keine wirklich teuren Gegenstände besitze, habe ich meinen Notgroschen mit dem sicheren Anteil meines Portfolios verschmolzen. Und beim sicheren Anteil geht es ja nicht so sehr um Rendite, sondern um die eigene Risikobereitschaft. Die Aussage dieses Artikels soll sicherlich nicht ,,Aktienquote = 100 - Notgroschen" sein, oder? :-)

  • #8

    Dummerchen (Freitag, 08 Januar 2016 21:28)

    @PIBE350:
    Oh, ich fürchte um genau diese Aussage geht es. Siehe ober: Rendite, Rendite, Rendite.
    Ich halte es übrigens so wie Du mit dem sicheren Anteil meines Portfolios - dadurch ist mein Tagesgeldanteil auch mal fast (Kilian, Du musst jetzt ganz stark sein!!) das 15-fache meiner Monatsausgaben.

  • #9

    PIBE350 (Freitag, 08 Januar 2016 21:40)

    Alles klar, dann stimme ich persönlich diesem Artikel nur teilweise zu:

    1. Notgroschen: Ja, die gängigen Faustformeln berücksichtigen nicht die persönlichen Lebensumstände: Habe ich Familie? Habe ich viele teure Gegenstände? Wie sicher ist mein Einkommen? Bin ich chronisch krank? Pflege ich einen ausufernden oder eher genügsamen Lebensstil? Wie viel frisches Geld fließt nach Abzug der Fixkosten montlich frisch nach? Usw. :-)

    2. Sicherer Anteil des Portfolios: Nein, dieser sollte nur bei nahezu 0 liegen, wenn man sich des Risikos wirklich bewusst ist. :-)

  • #10

    Kilian von Finanzdurchblick (Samstag, 09 Januar 2016 09:12)

    PIPE350 & DUMMERCHEN:

    Nein - es geht hier keinesfalls darum, dass man nur in Aktien investieren sollte...Zunächst sollte jeder eine für sich angemessene Aufteilung zwischen Aktien und Anleiten (wenn wir das klassischen Investieren betrachten) wählen!Und dann gehört ja zu einem soliden Vermögensaufbau auch noch der Notgroschen, den man zuerst besparen soll...

    1. Meine Denkanstoß, den ich mit dem Artikel erreichen möchte, ist, dass man diesen erstens (so wie PIPE350) es richtig genannt hatte, ihn an seine persönlichen Lebensverhältnissen anpassen soll.

    2. Danach kommt die Überlegung, ob man diesen nicht auch anders anlegen kann. Das geht einmal mit der sicheren Variante, wie in Anleihen (so wie Du, PIPE350) oder auch riskanter in Aktien....Es ist kein muss (da hast du mich falsch verstanden - DUMMERCHEN). Ich möchte nur, dass sich das jeder einmal überlegt, bevor er seinen Notgroschen nur auf dem Tagesgeldkonto behält

    .@DUMMERCHEN: 15 - fach der Monatsausgaben? Magst du mir kurz sagen, wieso? Ist das der Fall, wenn du gerade nicht in den Märkten investiert sein möchtest oder hast du evt. größere Ausgabeposten, die du nicht einfach so decken könntest?

  • #11

    Dummerchen (Samstag, 09 Januar 2016 19:03)

    Hallo Kilian,
    Ich habe mein Vermögen klassisch aufgeteilt in schwankungsarm und schwankungsreich. Der schwankungsarme Anteil besteht aus Festgeld und Tagesgeld. Anleihen empfinde ich als weniger attraktiv. Zumal ich nicht von noch weiter fallenden Zinsen ausgehe. Das Gros des Geldes liegt im Festgeld und ist daher wenig liquide. Das Tagesgeld hat bei mir somit neben der Funktion des Notgroschens auch die Funktion im Kurstief nachkaufen zu können.
    Deine nachgeschobene Erläuterung zum Thema Anleihen passt für mich nicht wirklich zu deinem Artikel. Wenn du wirklich auch noch Anleihen in deinem Depot berücksichtigst, frage ich mich, wieso du im Notfall aus Aktien das Geld abziehen willst. Da wäre doch der allgemein weniger schwankungsanfällige Anteil deutlich sinnvoller. Auch dein Renditevergleich bezieht sich auf TG vs. Aktien. Dieser Renditeunterschied wäre ggü Anleihen auch eher geringer.
    Dazu passend frage ich mich, was für dich "an den Märkten investiert" bedeutet? Sind Anleihen, Festgeld und/oder Tagesgeld auch Investitionen am Markt?
    Lieben Gruß
    Dummerchen

  • #12

    Kilian von Finanzdurchblick (Samstag, 09 Januar 2016 21:18)

    Abend DUMMERCHEN,

    Mein Kommentar zu den Anleihen habe ich auch nicht auf mich bezogen, sondern allgemein. Denn 100% Aktien sind nur für wenige als richtige Assetaufteilung geeignet. Ich allerdings mache das so. Daher vergleiche ich in meinem Artikel auch Aktien zum Notgroschen. In diesem Sinne bedeutet auch "an den Märkten investieren" in Aktien zu investieren.

    Deine Idee, viel Tagesgeld zu haben um in Krisenzeiten nachzukaufen, finde ich auch sehr spannend. Allerdings muss man sich vorher dann überlegen, was für einen Kaufkurse wären.

    Liebe Grüße
    Kilian

  • #13

    Dummerchen (Samstag, 09 Januar 2016 22:40)

    Hallo Kilian,
    ich fürchte, Du schätzt meine Lage falsch ein. Ich schrieb mit keinem Wort, dass es eine gute Idee sei, *viel* Tagesgeld für Nachkäufe zu horten. Die absolute Größe meines TG-Anteils sagt schließlich sehr wenig über den relativen Anteil an meinem Gesamtvermögens aus.
    Es ist für einen Passivinvestor wie mich übrigens ganz leicht, Kaufkurse zu finden: Wenn die Rebalancingschwelle überschritten wird.

    Deine Art 100% in Aktien zu investieren, ist schon sehr speziell, das ist dir sicher bewusst. Ich persönlich finde, dass du den potentiellen Vorteil dieser all-in-Variante etwas überschätzt. Ob jetzt 100% oder z. B. "nur" 80% in Aktien stecken macht beim Vermögensaufbau gerade am Anfang kaum was aus. Die Sparrate ist viel wichtiger. Ist das Vermögen dann größer und die Rendite wird die treibende Kraft beim Zuwachs, macht der gleiche absolute Betrag eines Notgroschens dann prozentual nur noch wenig vom Gesamtvermögen aus. Auch dann bremst er die Vermögensbildung nicht aus.

    Aber zieh dein Ding ruhig durch. Du wirst deine Situation besser als ich einschätzen können und überdacht haben. Daher halte ich mich auch mit vermeintlichen Ratschlägen zurück. Für mich wäre 100% auf jeden Fall ein NoGo. Ich brauche die Gewissheit unabhängig von den Märkten von meinem Geld eine bestimmte Menge parat zu haben, ohne Aktien mit Verlust verkaufen zu müssen. So hat jeder so sein Psycho-Ding.
    Liebe Grüße
    Dummerchen

  • #14

    Kilian von Finanzdurchblick (Sonntag, 10 Januar 2016 08:33)

    Hallo DUMMERCHEN,

    Ja- dann hab ich deine finanzielle Situation wirklich falsch eingeschätzt und deine Aussagen falsch gedeutet - ich hoffe du siehst mir das nach....

    Ja - die Sparrate ist absolut das wichtigste. Aber da hab ich schon eine relativ hohe Quote....
    Ich bin gerade in der Phase, wo die Vermögensentwicklung auch von den Schwankungen der Märkte abhängig sind...

    Das ist auch voll ok, dass es für dich ein "NoGo" darstellt. Ich möchte niemanden hier zu irgendwas bekehren. Mein Ziel ist nur zum Nachdenken anzuregen...

    Um das ganze noch komplizierter zu machen, muss ich dir beichten, dass ich auch nicht einfach passiv investiere, sondern anhand bestimmter Strategien und damit verbundenen Regeln meine Aktienquote festlegen. Diese kann dann zwischen 0-100% schwanken...
    Ob ich damit langfristig besser fahre, steht zwar in den Sternen, aber ein wenig jugendliches Wagen gewähre ich mir einfach ;)

    Wenn du mehr darüber wissen willst, darfst du mir auch gern eine Mail schicken!

    Liebe Grüße
    Kilian

  • #15

    Philipp (Sonntag, 10 Januar 2016 16:52)

    Interessante These, mein persönliches Worst-Case ist die Arbeitslosigkeit, da ich mich darauf vorbereiten möchte sehe ich 3x die allmonatlichen Kosten für Miete, Nahrung und drumherum für notwendig. Ich denke dass es in meinem Beruf recht einfach ist eine neue Stelle zu finden, selbst ohne Umzug, und ich denke auch dass ich es innerhalb von 3 Monaten schaffen sollte. Zwar gibt es für die Zeit auch ALG, allerdings fühle ich mich persönlich besser wenn ich es aus der eigenen Kraft heraus geleistet habe.
    Diese 3 Monatskosten werde ich ganz konservativ auf einem Tagesgeldkonto parken.
    Ich baue es momentan auf, investiere aber gleichzeitig in renditestärkere Anlageformen (ETF´s)

    Liebe Grüße Philipp

  • #16

    Kilian von Finanzdurchblick (Sonntag, 10 Januar 2016 17:47)

    Hallo Philipp,

    Arbeitslosigkeit ist leider absolut eine Horrorvorstellung. Allein um diesen Zustand besser abzufedern, lohnt es sich Vermögen aufzubauen.

    Ich weiß ja nicht wie Wahrscheinlich eine Arbeitslosigkeit in deinem Fall ist, aber dafür 3x Monatslebenskosten zur Seite zu legen, halte ich für absolut sinnvoll....

    Glücklicherweise bin ich in der Lage, dass mir so etwas nicht passieren kann!

    Ein weitere Möglichkeit die Auswirkungen einer Arbeitslosigkeit zu reduzieren, ist neben dem Vermögensaufbau, auch noch eine weitere Einnahmequelle aufzubauen..... So was ist aber natürlich mit entsprechenden Zeitaufwand verbunden!

    Viele Grüße
    Kilian

  • #17

    Philipp (Montag, 11 Januar 2016 19:15)

    Hi Kilian,

    Da ich mich momentan noch in der Ausbildung befinde, ist die Gefahr bei null.
    Auch besteht eine Übernahmegarantie bei einem Notenschnitt von 2,0 oder besser. Von daher beste Voraussetzungen :)

    Ja weitere Einnahmequellen halte auch ich für sehr wichtig und diese werde ich speziell nach meiner Prüfung noch mehr forcieren, da ich dann mehr Zeit zur Verfügung haben werde, klingt seltsam, ist allerdings so. Außerdem benötige ich für eine Quelle sogar den Abschluss, so möchte ich nach einigen Jahren als Honorardozent tätig werden.

    Als weiteres Worstcase Szenario welches mir heute auf Arbeit einfiel, ist der Krankheitsfall, da man neben eventuellen Lohn oder Honorarausfällen noch Zusatzkosten hat, sollte man z.B. ins Krankenhaus müssen so zahlt man 10€ pro Tag bis zum 28. Tag im Jahr, das sind immerhin auch schon 280€ hinzu kommen in einigen Krankenhäusern die Kosten für TV, Radio, Telefon oder Internet. Und in einem Krankheitsfall muss man auch Zuzahlungen bei Medikamenten leisten bzw. manche selbsttragen, wenn die kassenleistung nicht ausreicht.

    Bist du Selbstständig oder weshalb kann dir das nicht passieren?

    Liebe Grüße Philipp

  • #18

    Christian (Donnerstag, 17 März 2016 20:12)

    Hallo Kilian,

    finde es gut das du so eine klare Meinung zum Thema Notgroschen hast und die hier vertretest,
    Denn ich habe das Gefühl das sich viele dem Schema nur aus "Gruppenzwang" fügen.

    Persönlich habe ich etwa 2000-3000€ auf dem Tagesgeld für den Notgroschen. Aber der wird dann bei passender Gelegenheit, für eine gute Möglichkeit an der Börse geplündert und danach eben wieder befüllt.

    Gruß

    Christian

  • #19

    Marco von FinanzproduktTest (Mittwoch, 30 März 2016 15:21)

    Hallo Kilian,

    du hast recht, wenn du sagst, dass ein zu hoher Notgroschen Rendite-mindernd wirkt. Allerdings denke ich, dass er dann sehr hoch sein muss. Jedes sinnvolle (pareto-optimale) Portfolio, enthält auch eine risikolosen Anlage. Diese fungiert, aus meiner Sicht, wunderbar als Notgroschen. So gesehen benötigt jedes gute Portfolio auch einen Notgroschen.

  • #20

    Kilian (Mittwoch, 30 März 2016 17:40)

    Hallo Marco,

    natürlich gebe ich dir da recht. Der Anleihenanteil oder eine andere konservativere Anlage eignet sich als Anlage für den Notgroschen durchaus besser...

    Wie hoch der Notgroschen sein muss, damit er für einen schmerzhaft renditemindernd wirkt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Im Artikel hab ich ja dafür eine Beispielsrechnung gemacht!

    Beste Grüße
    Kilian